Die Osteopathie wurde von dem amerik. Landarzt Andrew Taylor Still entwickelt (1828 – 1917).

Bereits als jugendlicher Heranwachsender interessierte sich Still für die Anatomie von Tieren. Durch seinen Vater, einen Prediger und Landarzt, kam er früh mit einfacher Volksmedizin in Kontakt und erweiterte seine anatomischen Kenntnisse des Menschen. Ihn beschäftigte die Frage, was Heilung ist, welche Kräfte im Menschen hierfür wirken und was die Anatomie des Menschen hierzu beiträgt.

Später erwarb er sich über eine sehr einfache medizinische Ausbildung – die er als so schlecht empfand, dass er sich nicht mal das Zertifikat abholte – eine ordentliche Zulassung als Landarzt. So waren die Gesetze in dieser Zeit.

Im amerikanische Bürgerkrieg half Still auf Seiten der Sklavereigegner als Landarzt in den Lazaretten, da er sich mittlerweile ein gutes anatomischen Wissen des Menschen angeeignet hatte und kleinere Operationen übernehmen konnte.

Schicksalshaft war aber die Erkrankung und der Tod drei seiner Kinder, die kurz nacheinander verstarben, und auch ein viertes Kind starb in dieser Zeit. Die besten Ärzte konnten nicht helfen. Der verzweifelte Vater begann, nach einer Medizin zu suchen, die besser helfen konnte.

Als gottesgläubiger Mensch stand für A. T. Still außerfrage, dass „die vollkommene Schöpfung als Ausdruck und Werk einer nicht zu benennenden höheren Instanz“ die Heilungen ermöglichte. Eine Voraussetzung für Heilung sei, dass es eine „unbehinderte Ver- und Entsorgung des Körpers mit Nervenkraft, Blut und Lymphflüssigkeit“ geben müsse. Ansonsten könne sich Selbstregenerations-und Selbstheilungskräfte nicht ausdrücken.

Er war sehr belesen und widmete sich unter anderem auch dem „Knochensetzen“(bonesetting) der Shawnee-Indianer. Hierdurch beschäftigte er sich mit dem manuellen Behandeln der Wirbelsäule des Menschen, „um den Fluß des Lebens“ wieder zu ermöglichen. Eine Fehlstellung von Wirbelkörpern würde diesen ständigen Fluss des Lebens behindern. Er erfuhr durch seine manuellen Behandlungen, dass er das Leiden verringern konnte, wenn die Wirbel wieder „an ihrem Platz saßen“. So entstand die Osteopathie: Knochen (griechisch: osteon) und Leiden (griechisch: pathos).

Sehr bemerkenswert ist seine Bescheidenheit: nicht er heilt, sondern der Arzt sei nur der Vermittler zwischen dem Patienten und dem Wirken der Schöpfung als Quelle der Gesundheit. Sein Ansatz ist ressourcenorientiert: die Flüssigkeiten des Körpers wieder ins Fließen bringen, um die Gesundheit zu stärken. Das gilt auch heute noch! „Leben ist Bewegung!“ Stockt diese, kann sich Krankheit ausbreiten.

Er hatte große Behandlungserfolge. Durch den Wunsch vieler Ärzte, diese Kenntnisse weiterzugeben, gründete Still 1892 im Alter von 64 Jahren in Kirksville (USA) die American School of Osteopathy (ASO). Auch seine Töchter konnten diese weltweit erste Schule für Osteopathie besuchen – eine sehr fortschrittliche und wertschätzende Einstellung für Frauen in der damaligen Zeit.